Otto Eduard Leopold von Bismarck-Schönhausen, ab 1865 Graf von Bismarck-Schönhausen, ab 1871 Fürst von Bismarck, ab 1890 auch Herzog zu Lauenburg, war ein deutscher Politiker und Staatsmann. Von 1862 bis 1890 – mit einer kurzen Unterbrechung im Jahr 1873 – war er in Preußen Ministerpräsident, von 1867 bis 1871 zugleich Bundeskanzler des Norddeutschen Bundes. Von 1871 bis 1890 war er erster Reichskanzler des Deutschen Reiches, dessen Gründung er maßgeblich vorangetrieben hatte. Bismarck gilt als Vollender der deutschen Einigung und als Begründer des Sozialstaates der Moderne.
Als Politiker machte sich Otto von Bismarck in Preußen zunächst als Abgeordneter des Ersten Vereinigten Landtages mit überwiegend konservativen Positionen einen Namen. Er war von 1851 bis 1862 Diplomat für den Bundestag des Deutschen Bundes sowie in Russland und Frankreich. Im preußischen Verfassungskonflikt wurde er 1862 von König Wilhelm I. zum Ministerpräsidenten ernannt. Im Kampf gegen die Liberalen setzte sich Bismarck über das Parlament hinweg und konnte im Deutsch-Dänischen Krieg und im Deutschen Krieg zwischen 1864 und 1866 die Deutsche Frage im kleindeutschen Sinne unter der Vorherrschaft Preußens lösen. Im Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 war er die treibende Kraft bei der Gründung des Deutschen Reiches.
Als Kanzler und preußischer Ministerpräsident bestimmte er die Politik des neu geschaffenen Reiches bis zu seiner Entlassung 1890 entscheidend mit. Er setzte außenpolitisch auf einen Ausgleich der europäischen Mächte und wandte sich lange gegen eine deutsche Kolonialpolitik.
Innenpolitisch ist seine Regierungszeit nach 1866 in zwei Phasen einteilbar. Zunächst kam es zu einem Bündnis mit den gemäßigten Liberalen. In dieser Zeit gab es zahlreiche innenpolitische Reformen wie die Einführung der Zivilehe, wobei Bismarck Widerstand von katholischer Seite mit drastischen Maßnahmen bekämpfte. Seit den späten 1870er-Jahren wandte Bismarck sich zunehmend von den Liberalen ab. In diese Phase fällt der Übergang zur Schutzzollpolitik und zu staatsinterventionistischen Maßnahmen. Dazu zählte insbesondere die Schaffung des Sozialversicherungssystems. Innenpolitisch geprägt waren die 1880er-Jahre nicht zuletzt vom repressiven Sozialistengesetz. 1890 führten Meinungsverschiedenheiten mit dem seit knapp zwei Jahren amtierenden Kaiser Wilhelm II. zu Bismarcks Entlassung.
In den folgenden Jahren spielte Bismarck als Kritiker seiner Nachfolger noch immer eine gewisse politische Rolle. Insbesondere durch seine viel gelesenen Memoiren Gedanken und Erinnerungen wirkte er selbst maßgeblich und nachhaltig an seinem Bild in der deutschen Öffentlichkeit mit. Im Volksmund und in der Geschichtsschreibung wurde Bismarck auch der „Eiserne Kanzler“ genannt.
In der deutschen Geschichtsschreibung dominierte bis Mitte des 20. Jahrhunderts eine ausgesprochen positive Bewertung von Bismarcks Rolle, die teilweise Züge einer Idealisierung trug. Nach dem Zweiten Weltkrieg mehrten sich kritische Stimmen, die Bismarck für das Scheitern der Demokratie in Deutschland mitverantwortlich machten und das von ihm geprägte Kaiserreich als obrigkeitsstaatliche Fehlkonstruktion darstellten. Jüngere Darstellungen überwinden diesen scharfen Gegensatz zumeist, wobei die Leistungen und Mängel von Bismarcks Politik gleichermaßen betont werden, und zeigen ihn als eingebettet in zeitgenössische Strukturen und politische Prozesse.
Otto von Bismarck in einem Interview gegenüber dem Korrespondenten des New York Herald (23. April 1890). Zitiert in: Günter Schönbrunn, ʼʼDas Bürgerliche Zeitalter, 1815-1914ʼʼ, S. 448, Bayerischer Schulbuchverlag (1980). Im Gespräch mit Basiretçi Ali Efendi im August 1871, wie von diesem mitgeteilt in seinem Buch İstanbulʼda Yarım Asırlık Vekayi-i Mühimme (1909), ed. Nuri Sağlam, İstanbul 1997, p. 128. In deutscher Übertragung zitiert in "Türken in Berlin 1871-1945" von Ingeborg Böer, Ruth Haerkötter, Petra Kappert, Berlin, New York 2002, S. 24 Brief an Ludwig Friedrich Leopold von Gerlach 19./20. XII. 1853, in: Bismarck, Die gesammelten Werke ..., Bd. 14/1, hg. von Wolfgang Windelband und Werner Frauendienst, Berlin 1933, S. 334; zitiert nach Hagen Schultze in: Handbuch der preußischen Geschichte Band II (1992) books.google S. 316
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Gedanken und Erinnerungen. Zweites Buch. Zehntes Kapitel, III zeno.org.Brief an seine Gemahlin, Frankfurt, 18. Mai 1851. In: Politische Briefe Bismarcks aus den Jahren 1849-1889, Band 1. Berlin: Steinitz, 1889, S. 10 Bekenntnis zu seinem Corps am 27. April 1895 in Friedrichsruh, Quelle: Franz Stadtmüller: ʼʼGeschichte des Corps Hannovera zu Göttingen 1809-1959.ʼʼ S. 119 mwNZu Gyula Andrássy in Salzburg am 18. September 1877. Eduard von Wertheimer: ʼʼGraf Julius Andrássy. Sein Leben und seine Zeitʼʼ. III. Band. Deutsche Verlags-Anstalt Stuttgart 1914 Seite 42 f. books.google1881 zu dem Reichstagsabgeordneten Graf Frankenberg, zitiert in Johannes Kunisch: Bismarck und seine Zeit. Duncker & Humblot, 1992. ISBN 9783428073146. S. 142 books.google.deQuidquid delirant reges, plectuntur Achivi.|Achivi qui plectuntur sind nicht immer die unmittelbaren Zeitgenossen der fehlerhaften Handlungen.Brief an sein Frau Johanna 2. Juli 1859 Br 533f., zitiert aus: bei Ulrich Kühn, "Der Grundgedanke der Politik Bismarcks", Diss. Freiburg 2000, S. 214 books.google.deRede am 30. September 1862 vor der Budgetkommission des preußischen Abgeordnetenhauses während des preußischen Verfassungskonflikts. Zitiert nach: ʼʼGrundkurs deutsche Militärgeschichte. Die Zeit bis 1914ʼʼ. Im Auftrag des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes, hrsg. von Karl-Volker Neugebauer. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München 2006, ISBN 978-3-486-57853-9, S. 331. Siehe auch ʼʼPfälzer Zeitungʼʼ 6. October 1862 S. 1 rechte Spalte books.google sowie ʼʼFürst Bismarck als Rednerʼʼ (Hrg. Wilhelm Böhm). Zweiter Band. Collection Spemann Berlin und Stuttgart oJ (nach 1881). S. 12 books.googleÜber Königtum und Priestertum. Rede im Preußischen Herrenhaus am 10. März 1873. Aus: Fürst Bismarcks gesammelte Reden. Band I. 12. Tausend. Berlin: Siegfried Cronbach, 1895. S. 421. Rede am 11. März 1867 im norddeutschen Reichtsag, zitiert nach Georg Büchmann, Geflügelte Worte, Ullstein Verlag 1986, ISBN 3-550-08521-4, S.375 http://susning.nu/buchmann/0587.htmlRede im Norddeutschen Reichstag, 21. Mai 1869, Stenographische Berichte S. 1017 linke Spalte books.google.de/Rede im Deutschen Reichstag, 14. Mai 1872, S. 356 links oben reichstagsprotokolle.de. Siehe auch w:Gang nach CanossaRede im Deutschen Reichstag, 28. März 1881. reichstagsprotokolle.de S. 562 linke Spalte 4. AbsatzRede im Deutschen Reichstag, 29. November 1881. reichstagsprotokolle.de 1881/82,1, S. 87 linke Spalte Rede im Deutschen Reichstag, 12. Juni 1882. Reichstagsprotokolle 1882/83,1 S. 356 rechts untenRede am 6. Februar 1888. reichstagsprotokolle.de 1887/88,2 S. 733 (D); vgl. Büchmann 1898, S. 562, 563Zu den Vertretern Thüringens in Kissingen, am 2. August 1893Rede im Deutschen Reichstag am 4. März.1881an seine Frau, 9. Juli 1866Letzte Worte, 30. Juli 1898, seine Frau Johanna starb vier Jahre vor ihmnach dem Sieg bei Königgrätz, 1866Reden in der preußischen Zweiten Kammer, 24. November 1849
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